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Angst vor Akkubränden: Kommen Einschränkungen selbst für Autobatterien von Verbrennern?

Neue Diskussionen um Akkus in Autos. (Bilderzeugung: Dall-E 3)
Neue Diskussionen um Akkus in Autos. (Bilderzeugung: Dall-E 3)
Gegner der Elektromobilität argumentieren gerne mit der Gefahr von Akkubränden. Nach neuen Bränden schwappt die Diskussion auf unsachliche Art und Weise nun auch auf Verbrenner über – denn die haben auch Akkus an Bord. Selbst ein Verbot klassischer Autobatterien wird diskutiert.

Spätestens nach dem in Brand geratenen Autofrachter Freemantle Highway ist die Diskussion über Einschränkungen von Autoakkus wieder verstärkt in Gang gekommen. So manch ein Politiker sah es seinerzeit als bewiesen an, dass es ein Elektrofahrzeug war, dass den Brand verursachte – noch ehe der Inhalt der Freemantle Highway an Land geborgen und untersucht werden konnte. Es reichte, dass die Frachtliste zahlreiche Elektroautos auflistete.

Einem Bericht von Maritime Executive brannte aber nur ein einziges Elektroauto. Der Rest waren Verbrenner. Dabei brannten formal gesehen tatsächlich Akkus, denn die Verbrenner, die verbrannt sind, hatten natürlich Akkus an Bord. Aber ob sie wirklich der Auslöser waren? Das ist noch ungeklärt.

Sprichwörtliches Öl ins Feuer kippte kürzlich ein Vorfall, bei dem es sogar zu einem Großbrand kam. Eine Autobatterie eines Camping-Fahrzeugs sorgte für ein Großfeuer, wie N-TV etwa berichtet. In Social Media Kanälen überschlugen sich dabei schnell die Gegner der Elektromobilität. Es reichte das Wort Akku. Was dabei oft in Social Media verschwiegen wurde: Ausgelöst wurde das Großfeuer, weil ein paar Kampierende versucht haben, mit ihrer Autobatterie Smartphones aufzuladen. 

Autobatterien waren also auch hier formal beteiligt am Großbrand, der zum Glück glimpflich verlief. Aber eben auch Smartphones und vor allem Personen, denen man die Nutzung moderner Stromtechnik wohl nur noch unter Aufsicht erlauben sollte.

Doch die Fakten stören so manchen nicht. Auch klassische Autobatterien sind in den Sichtbereich der Kritik geraten. Dabei geht es nicht nur um Einschränkungen, manch einer fordert gar ein Verbot und verweist auf die "enorme" Brandgefahr von Elektroautos, die sich auf Verbrenner übertragen lässt. Die haben ja zusätzlich noch einen "extrem entzündbaren" Kraftstoff (siehe Gestis-Stoffdatenbank) dabei.

Was als Social-Media-Phänomen angefangen hat, ist nach Informationen von Notebookcheck.com mittlerweile im Politikbetrieb angekommen. Allerdings nur vereinzelt. Doch es ist bereits zu erkennen, dass es Auswirkungen auf Entscheidungsprozesse gibt. 

Superkondensatoren und Hot-Plug-Akkus für den Transport

Als Nebeneffekt wird auch über das Prinzipielle rund um die Fahrzeugtechnik gesprochen. Wie löst man das Problem der Akkus in Fahrzeugen? Eine Kurbel, wie in den Anfangszeiten der Automobilität, ist naheliegend, doch  wird wohl niemand mehr akzeptieren. 

Eine Möglichkeit ist etwa die Verwendung von Superkondensatoren, im Englischen auch Super Cap genannt. Eine bewährte Technik, die etwa in Straßenbahnen verwendet wird, um stromlose Abschnitte zu überwinden. Auch manch eine USV-Anlage arbeitet zumindest für eine kurzzeitige Überbrückung mit Super Caps. Doch die Caps sind recht schwer. Derzeit kennt man sie als Starthilfe für Fahrzeuge ("Ultracaps") und nur vereinzelt im Einsatz in Fahrzeugen selbst.

Busse, LKW und selbst Baufahrzeuge kämen infrage. Wobei diese Fahrzeuge, insbesondere Busse, nicht durch Akkubrände aufgefallen sind. Ausgebrannte Busse waren übrigens im vergangenen Jahrzehnt in Deutschland nicht ungewöhnlich. Insbesondere in Berlin gab es eine auffällige Häufung. Die Berichterstattung beschränkte sich aber auf Fach- oder Lokalmedien. Selbst der aufsehen erregende Busbrand eines nagelneuen Doppeldeckers in Berlin wurde praktisch nur von der Berliner Zeitung medial aufgegriffen. Verbotsdiskussionen um Busse, trotz der auffallenden Häufigkeit von Bränden in den 2010er-Jahren, kamen nie auf. Das wäre den Argumentatoren vermutlich doch etwas zu lächerlich gewesen.

Doch was für große Fahrzeuge funktionieren würde, funktioniert im privaten Umfeld wohl kaum. Gelegenheitsfahrer bräuchten dann doch wieder eine Starterbatterie. Hier kommt eine Hot-Plug-Lösung in Betracht, die aber bisher nur eine fixe Idee zu sein scheint.

Notebookcheck.com gelang es jedenfalls nicht, eine tatsächliche Dokumentation zu dem ominösen Verfahren zu erlangen. Ein Problem, dass es häufiger bei wilden Behauptungen in Social Media gibt. Wobei wir hierbei auch betonen wollen, wie wertvoll Social Media bei der Recherche von Wissen sein kann – es kommt auf's Thema an.

Undenkbar ist ein Hot-Plug-System nicht. Man kennt das aus der Luftfahrt. Akku-Koffer, sei es als Fahrzeug oder als Powerbank, müssen einen entnehmbaren Energieträger haben. Das wäre beim Auto möglich. Idealerweise mit einem Hochleistungsakku mit einer hohen Energiedichte in Relation zum Gewicht und hohen Anlaufströmen. Schließlich will niemand einen schweren Akku mit sich herumschleppen.

Hakenporsche als Akkuträger

Schwer wird er dennoch. Doch Akkus mit Rollen sind im Bereich der Powerstations längst etabliert. Nach dem Parken in einer Garage müsste der Akku entnommen werden. Nach dem Reinrollen ist vor dem Rausrollen (des Akkus). Solche Fahrzeuge dürften dann auch auf Fähren unproblematisch transportiert werden, für die es heute schon Elektroautoverbote gibt und morgen vielleicht für Verbrenner mit Akkus. 

Ohnehin will man den Verbrenner ja einschränken, da kommen die Akkus gerade recht.

Angenehmer, wenn auch spekulativer Nebeneffekt der Lösung: Solch ein Hot-Plug-Akku-System könnte sehr leicht per USB-C erweitert werden und daheim mit USB Power Delivery aufgeladen werden. Aktuell liegt das Maximum bei 180 Watt per USB-PD-Netzteil. Der Standard erlaubt bis zu 240 Watt, doch solche Netzteile lassen auf sich warten. Vorbei wären die Zeiten von Starthilfen. 

Erstaunlich unsachliche Argumentationen

Wie so oft bei Diskussionenen rund um die Elektromobilität wird es schnell unsachlich. Dieses Mal erreicht sie aber ein neues Niveau. An Kritik an Elektroautos hat man sich dabei fast gewöhnt. So schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 30. März 2024 in einem Kommentar: "Elektroautos machen Dick", weil beim Nachladen des Fahrzeugs angeblich regelmäßig Fast Food gegessen wird, weswegen doch lieber Verbrenner genutzt werden sollten. Und nun fällt diese Argumunentationstechnik auch den Verbrennern vor die Räder.

Problematischerweise erfasst dies auch schnell den Politikbetrieb, der auf schnelle und einfache Wählerstimmen setzt. Die Argumentationen nehmen dabei teilweise Züge an, dass man denken könnte, dass dies ein Aprilscherz ist – was er auch ist.

Source(s)

Politik / Social Media / Eigene Recherchen

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Andreas Sebayang, 2024-04- 1 (Update: 2024-04- 1)